Hallo, du da! Die Glockenblumen recken mir ihre lila Köpfchen entgegen. Ein ganzer Busch hat sich den Weg durch die dunklen Latten des mannshohen Holzzauns gebahnt. Wahrscheinlich ist eine besonders Neugierige zuerst ausgebrochen und wollte es nicht an die große Glocke hängen. Nur mal kurz schauen. Doch die anderen haben spitzbekommen, dass eine von ihnen ausgebüxt ist. Dann gab es kein Halten mehr. Wie sieht es auf der anderen Seite aus? Ist da mehr Licht? Regnet es gar? Sie wollten es wissen, richteten sich ebenfalls neu aus.
Vom sicheren Garten auf die für jeden Zwei- und Vierbeiner zugängliche Straße zu wechseln war spannend. Und riskant! Sie können nicht wissen, ob der Hund bei der Gassi-Runde ein dringendes Bedürfnis verspürt. Oder der Wind sie in einer stürmischen Nacht entblättert. Die Glockenblumen haben ihr Abenteuer bestanden. Sie stehen aufrecht und in voller Pracht, sichtbar für jeden, der die Ecke passiert. Die Bewohner des Hauses hingegen scheinen lieber unter sich zu bleiben und Wert auf ihre Privatsphäre zu legen. Der Zaun ist gut 1,80 Meter hoch, durch die schmalen Schlitze zwischen den Latten – ja, ich habe gespinxt – ist kaum etwas zu erkennen.
Schade, dass sie sich so abschotten. Dabei machen die Blumen es ihnen vor. Für das eigene Wachstum ist es gut, den Mut sprießen und Zäune hinter sich zu lassen.
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