Mit offenem Mund stehe ich in der letzten Zeit häufiger da. Wenn ich sehe, wie sich Menschen ohne Rücksicht auf andere in die Bahn drängen, in ihre Handys brüllen, was sie zum Mittagessen hatten oder die Pilzinfektion an Stellen, die ich mir bei ihnen im Leben nicht nackig vorstellen möchte, so detailliert beschreiben, dass ich die Bilder den Rest des Tages auf der Netzhaut trage. Danke dafür. Meistens löse ich diese nervigen, aber harmlosen Situationen mit tief durchatmen (Fälle A und B) oder niedlichen Katzenvideos (Fall C).
Doch das reicht jetzt nicht mehr. Ich bekomme eine richtige Kiefersperre, wenn ausgewiesene Rechtspopulisten einen ausgewiesenen Nazi kalt lächelnd als Kommunisten deklarieren. Dann begreife ich die Welt nicht mehr. Dann hilft nur noch eins: zum Stift greifen, um das Unglaubliche halbwegs zu verarbeiten.
Ich kenne viele, denen gerade der Mund offen stehen bleibt. Schließen wir ihn. Aber nur kurz. Um dann unsere Stimmen zu erheben.
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